Anna Nero – utility violence

Anna Nero ( * 1988 lebt und arbeitet in Frankfurt am Main)

Anna Neros Bilder sind wie ein souveräner Staat. Ein Staat, der seine betrachtenden Bürger mit geometrischer Disziplin, Objekttreue, zuweilen schlichtweg Gittern einfängt. Staatszitat aus Neros Meisterschülerprüfung an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst 2017: „Ich mag Regeln.“

In diesen Regelwerken wird der betrachtende Bürger allerdings mit bedingungsloser Freiheit ausgestattet. Das Korrekte wird mit demselben Formular karikiert, mit dem es beantragt wurde. Anschließend Hedonismus auf Raten ausgezahlt. Konformität oder lila, alles ad absurdum führender Blitz? Starrheit oder Dildo, der auch eine Bong sein könnte? Auf einfache, bäuerliche Monokultur kann man sich auch nicht zurückziehen, auf fast jedem Regelwerk variieren die Oberflächen.

Willkür und Willfährigkeit leben wie zwei zerstrittene Zwillinge in Neros Bildern. Wer sie betrachtet, muss zwischen diesen philosophischen Polen Farbe bekennen. Und zahlt so süße Steuer an den Staat.

 Text: Dmitrij Kapitelman