Verena Issel: „Vor einigen Wochen war ich bei einer Laufanalyse. Auf einem sich automatisch immer weiterdrehenden Laufband schritt ich immer weiter geradeaus nach vorne, ohne vorwärts zu kommen. Ich versuchte, meinen Rücken aufrecht zu halten und gab mir Mühe, den richtigen Takt einzuhalten. Ich dachte daran, meine Füße ordentlich abzurollen und strengte mich auch an, gelassen zu gucken, denn ich war nicht ganz sicher, ob nur meine Füße oder mein ganzer Körper gefilmt würden. Zwei Verkäufer des Turnschuhladens standen neben dem Laufband und beobachteten mit kritisch vorgeschobener Unterlippe beziehungsweise gerunzelter Stirn die Kamerabilder sowie auch meine Füße. „Schief“, konstatierte der eine, halblaut in seinem speckigen Fleece murmelnd, „das läuft schief.“ Erschrocken stolperte ich nach vorne, knickte fast um und konnte mich in letzter Minute vorne am Geschwindigkeits-messer festhalten. Unbeeindruckt sagte der andere, mich fixierend: „Sie laufen schief.“
Ja. Und jetzt, jetzt ihr. Ihr könnt gucken kommen.
Verena Issel (*1982 lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg), schafft Rauminstallationen, Skulpturen, Filme, Zeichnungen, Collagen und Wandobjekte. Die Künstlerin lässt mitunter sonderbar, possierlich, gefährlich oder humorvoll anmutende, raumgreifende Szenarien entstehen, deren gesellschaftspolitische Bezüge auf den zweiten Blick eine eindringliche Ernsthaftigkeit entfalten können. Die Inhaltevon Verena Issels Arbeiten variieren, versammeln sich aber stets im Umfeld relevanter Gegenwartsdiskurse. Ihre Themen, ebenso wie Gestalt und Material ihrer Rauminstallationen, reagieren präzise auf das jeweilige Ausstellungsumfeld.
Verena Issel studierte freie Kunst an der HfbK Hamburg sowie klassische Philologie an der Universität Hamburg. Zahlreiche Reisestipendien und Artist in Residency-Programme führten sie unter anderem nach Russland, Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen und Papua-Neuguinea. In den letzten Jahren widmeten ihr die Volksbühne Berlin (DE), das ZARYA Center for Contemporary Art (RU), die Trafo Kunsthall (NOR) der Westfälische Kunstverein / LWL Museum Münster, Kunstverein Jesteburg sowie Kunstverein Springhornhof Einzelpräsentationen. 2020 war Verena Issel Gastprofessorin an der HfbK in Hamburg. Laifanalyse ist Verena Issels dritte Ausstellung in der Oel-Früh.
Verena Issel: „Vor einigen Wochen war ich bei einer Laufanalyse. Auf einem sich automatisch immer weiterdrehenden Laufband schritt ich immer weiter geradeaus nach vorne, ohne vorwärts zu kommen. Ich versuchte, meinen Rücken aufrecht zu halten und gab mir Mühe, den richtigen Takt einzuhalten. Ich dachte daran, meine Füße ordentlich abzurollen und strengte mich auch an, gelassen zu gucken, denn ich war nicht ganz sicher, ob nur meine Füße oder mein ganzer Körper gefilmt würden. Zwei Verkäufer des Turnschuhladens standen neben dem Laufband und beobachteten mit kritisch vorgeschobener Unterlippe beziehungsweise gerunzelter Stirn die Kamerabilder sowie auch meine Füße. „Schief“, konstatierte der eine, halblaut in seinem speckigen Fleece murmelnd, „das läuft schief.“ Erschrocken stolperte ich nach vorne, knickte fast um und konnte mich in letzter Minute vorne am Geschwindigkeits-messer festhalten. Unbeeindruckt sagte der andere, mich fixierend: „Sie laufen schief.“
Ja.
Und jetzt, jetzt ihr. Ihr könnt gucken kommen.
Verena Issel (*1982 lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg), schafft Rauminstallationen, Skulpturen, Filme, Zeichnungen, Collagen und Wandobjekte. Die Künstlerin lässt mitunter sonderbar, possierlich, gefährlich oder humorvoll anmutende, raumgreifende Szenarien entstehen, deren gesellschaftspolitische Bezüge auf den zweiten Blick eine eindringliche Ernsthaftigkeit entfalten können. Die Inhaltevon Verena Issels Arbeiten variieren, versammeln sich aber stets im Umfeld relevanter Gegenwartsdiskurse. Ihre Themen, ebenso wie Gestalt und Material ihrer Rauminstallationen, reagieren präzise auf das jeweilige Ausstellungsumfeld.
Verena Issel studierte freie Kunst an der HfbK Hamburg sowie klassische Philologie an der Universität Hamburg. Zahlreiche Reisestipendien und Artist in Residency-Programme führten sie unter anderem nach Russland, Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen und Papua-Neuguinea. In den letzten Jahren widmeten ihr die Volksbühne Berlin (DE), das ZARYA Center for Contemporary Art (RU), die Trafo Kunsthall (NOR) der Westfälische Kunstverein / LWL Museum Münster, Kunstverein Jesteburg sowie Kunstverein Springhornhof Einzelpräsentationen. 2020 war Verena Issel Gastprofessorin an der HfbK in Hamburg. Laifanalyse ist Verena Issels dritte Ausstellung in der Oel-Früh.
http://www.verenaissel.com
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