Kunst Workshop – basteln mit Supinice™

Donnerstag, 29. – Samstag, 31. Juli – jeweils 14-20h, Hippocampus
für alle Altersgruppen
Anmeldung hier: https://forms.gle/o5wq6Hzzo4PygimV9

Das Adjektiv „nice“ ist in der deutschen Umgangssprache als universale positive Beschreibung seit Mitte der 2010er Jahre in Gebrauch. Es hat die schon länger antiquiert wirkenden „cool“ und „geil“ nicht vollständig verdrängt, aber spürbar weniger werden lassen. Es ist dies kein Scheinanglizismus, sondern eine direkte Entlehnung aus dem Englischen, dass -wie bereits seit den letzten Jahrzehnten des vorangegangenen Jahrhunderts- immer noch die einzige Sprache ist, die Weltläufigkeit ausstrahlt.

„Cool“ ist auch viel zu lange als inflationär aufgeblähter Universalbegriff abgenutzt.

„Geil“ ist wieder zu seiner ursprünglichen vulgär-sexuellen Bestimmung zurückgekehrt. Der Begriff hat ja schon immer vulgär-sexuell konnotiert, und wie die meisten derben Begriffe handelt es sich hierbei um ein sehr altes Wort aus den archaischen Ursprüngen unserer Sprache.

Supinice™ ist eine non-komparative Steigerung des Positiven. Es ist eine intuitive Interjektion, also ein Ausruf, der den unbestimmten positiven Aspekt hervorhebt.

Das Suffix-“I“ im ersten, lateinischen Wortteil, zeigt nicht nur den phonetisch bequemeren Interjektionscharakter an, sondern ist auch als Diminutivum anzusprechen.

Niedlichkeit ist immer positiv. In der Biologie ist das Kindchenschema Ausdruck von Reinheit, Wahrhaftigkeit, Attraktivität und allgemein von Fitness. „Kawaii“ als kulturelles Kernkonzept wird auch außerhalb Japans verstanden.

In der westlichen Welt wird Niedlichkeit aber auch mit Naivität in Verbindung gebracht.

Die Künstlerinnen von Supinice™, Valerie von Könemann (*1989, lebt und arbeitet in Hamburg) und Jil Lahr (*1991, lebt und arbeitet in Hamburg) sind sich darüber durchaus bewusst.

Ein Zitat eine der Künstlerinnen: „Bei unserer Arbeit schämen wir uns nicht, das Wort BASTELN zu benutzen.“

In der akademischen Welt, die sich mit Kunst beschäftigt, wurde Supinice™ eine „gekonnte Naivität“ zugesprochen.

Die Künstlerinnen selber sehen sich in der Tradition der ‚Pataphysik’. Postuliert wurde die ‚Pataphysik’ 1893 vom Franzosen Alfred Jarry. Seitdem haben‚ pataphysische Vereinigungen eine lange Tradition in der modernen Kunst.

Die ‚Pataphysik‘ ist ein konzeptionalistisches Prinzip.

Offenkundig banale und widersprüchliche Postate bilden den Kern dieses Theorems, die in einer wissenschaftlich klingenden Sprache formuliert sind. Somit wird -unausgesprochen- die Beliebigkeit von Information erfahrbar.

Es wird aufgezeigt, dass Theoriebildung und Methoden moderner Wissenschaft in ihrem Informationsgehalt austauschbar und beliebig sind.

Die ‚Pataphysik‘ stiftet Sinn. In langen Gesprächen mit den Künstlerinnen haben diese sich darüber beklagt, dass sie ständig ihre Arbeit legitimieren müssen.

Die häufigste Frage ist ein einfaches „Was macht ihr da?“ – Nur selten ist der Rahmen gegeben, auf die Kunstgeschichte und die ‚Pataphysik‘ zu verweisen.

Supinice™ möchte vielmehr als Dienstleistung verstanden werden.

Supinice™ ist die Erfahrung des anstrengenden Gefühls der systematischen Unterforderung, wie sie etwa in Disziplinierungseinrichtungen wie Kitas und Tagesstätten für psychisch Kranke verordent werden: Steine bemalen.

Es ist an der Zeit, an der das Wunschdenken eines jeden Einzelnen von uns ein so seltenes Gut geworden ist. Werte gehen verloren, sie werden ausgelöscht. Darum heißt es umso mehr, sich Besinnen auf die letzten Bastionen des Menschsein

Valerie von Könemann studierte bis 2017 an der HfbK Hamburg und schloss ihr Studium bei Jutta Koether mit dem Bachelor Of Fine Arts ab.

Jil Lahr studierte bis 2019 an der HfbK Hamburg und schloss ihr Studium bei Anselm Reyle und Michael Diers mit dem Master Of Fine Arts ab.