Ellen Akimoto, Zohar Fraiman & Anna Nero | Holy Holes


Ausstellung: bis 07. Januar 2023


Ellen Akimoto (*1988 Westlake Village, USA, lebt und arbeitet in Leipzig)

Die Szenerien von Ellen Akimoto spielen in zweidimensionalen Räumen, teils Phantasie, teils Erinnerung, teils Traum. Das Zimmer mit den gelben Wänden und dem Rundbogenfenster, dahinter eine sich verändernde Gebirgslandschaft. Ein Teppich oder Parkettfußboden, in die Parallelperspektive geklappt, damit man das Muster besser sehen kann. Ornamente, wie mit Drag & Drop in die Bildwelt gezogen: die Gardine, die Vase, die Tasse, die Tischdecke, die bunte Bluse.
Auf diesen Bühnen erscheinen – häufig, aber nicht zuverlässig – dreidimensionale Akteure. Die Künstlerin selbst, ein Gummibaum, ein Kater, eine blonde Frau, ein Mann ohne Hose, ein Pferd, ein schwarzer Tätowierter, Enten. Das Setting ist einfach, die Wirkung jedoch tiefgreifend und nachhaltig. Diese Bilder faszinieren. Links neben einem sich küssenden Paar liegt ein Bildband von Giotto auf der Kommode. Der italienische Meister verkörpert den Beginn der dreidimensionalen Malerei, der Renaissance und des Humanismus. Was ist es, dass wir 700 Jahre später erleben?

Ellen Akimoto studierte an der California State University, Chico, der Kunsthochschule Mainz und als Meisterschülerin von Annette Schröter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

Zohar Fraiman (*1987 in Jerusalem, Israel, lebt und arbeitet in Berlin)

examines the influence of digitalization on common gender stereotypes through her paintings. She explores how identities are formed and through which mechanisms they are reconstructed online via platforms such as Instagram, Tinder and TikTok. Using humor, Fraiman questions the practice of self-staging on the Internet andconfrontsthe unnatural ways of expressing oneself in image-based networks.In her collage-like paintings – whether we are facing an illusion or reality – is not certain. The cosmos she creates in her paintings are not there to mirror our world, but to show parallel realities that exist due to the disclosure of ourselves in the age of social media.

Zohar Fraiman did her Master of Fine Arts in 2015 at the UDK Berlin.

Anna Nero (*1988 in Moskau, Russland, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main) 

Anna Nero arbeitet mit unterschiedlichen Malmodi und Möglichkeiten der Darstellung, Abbildung und Bildfindung. Ihr Prozess beginnt meistens mit strengen, geometrischen Konstruktionen: Raster, Gitter, Muster, Rahmen, Regale. Im nächsten Schritt folgen eher spielerisch und intuitiv gesetzte Gesten und Flächen die sich an das darunterliegende System anheften oder es stören und zersetzen. Dass Dinghafte des Bildes, entweder als mimetisches Abbild oder schlichtweg als haptisches Objekt, spielt eine tragende Rolle in Neros künstlerischer Arbeit. Die grundlegenden Möglichkeiten der Malerei zwischen Material und Illusion, und damit der Grat zwischen Abstraktion und Abbild, beschäftigen sie. Wann wird Farbe zu Gegenstand oder Raum? Kleckse, Farbwülste und Gesten mutieren zu Objekten – oder gar Subjekten – flirten miteinander oder stoßen sich ab; bilden Verwaltungsräte, Konglomerate, Imperien! Ein Rohr hängt schlaff herunter, eine absurd pastose Wolke schwebt scheinbar in der Luft und zwei Bänder tanzen im Gleichschritt. Anna Nero kratzt an der Oberfläche aller Dinge, an ihrer Beschaffenheit, Stofflichkeit, Funktionalität, ihrem Kontext, ja sogar ihrem Wesen oder ihrer Agenda. 

Anna Nero schloss 2017 ihr Studium an der HGB in Leipzig mit dem Meisterschüler bei  Prof. Heribert C. Ottersbach ab.

Photos © Edward Greiner 2023