Elisabeth Rosenthal (*1981 lebt und arbeitet in Berlin)
Rosentals neue Schleifbilder bestehen aus einer pigmentierten Spachtelmasse, die auf Holz aufgetragen wird. Sie werden von Hand geschliffen und auf Hochglanz poliert. In einigen Bildern nimmt sie Bezug auf ihre aktuell nicht existierende modulare Raumarbeit „Zweckform“. Dabei werden eine Hundertschaft Ronden und Dreiecke auf kurze Balkenstücke gelegt. Die Module ergeben je nach Zusammenstellung variable Muster. Sie könnenregalartige Stapel, Flächen und podestartige Wege bilden. In den Bildern arbeitet sie mit einer kleinen Variante dieser Formen, die modellartig dafür stehen wie die Formen benutzt werden können. Bei anderen Bildern wird aus der selbst auferlegten Aufgabe des Reparierens ein schöpferisches Unterfangen. Auch in Rosenthals Zeichnungen ist das Thema der Fürsorge und Bezugnahme zu anderen dreidimensionalen Arbeiten im Raum sichtbar.
Das Thema der Ersatzfindung und des Sammelns von gleichartigen Elementen zeigt sich auch in Elisabeth Rosenthals Sailor-Single-Performance, die sie im Rahmen der Eröffnung aufführen wird.
Die sieben Weltmeere der Nachahmung zu befahren, erweist sich in den Performance-Installationen von Elisabeth Rosenthal als ein gleichermaßen komplexes wie schöpferisches Unterfangen. Ob man nun ihren 2008 an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste eingerichteten Arbeitsplatz oder ihr 2015 für die Kunsthalle HGN, Duderstadt, konzipiertes Archiv in den Blick nimmt: Die Spannung zwischen den in ihrer Arbeit vielzitierten Topoi der Kulturgeschichte und den prozesshaften Momenten des Zufalls, zwischen erprobten Handlungen und formaler Innovation ist deutlich zu spüren. Zwar steht das Sailor-Single ausnahmslos am Steuer. Vorgegeben sind seine pantomimische Mimik und Gestik. Sein zwischen Filmstar und Fetisch schillerndes Kostüm ist fester Bestandteil eines jeden Auftritts. Gern lässt sich das Sailor-Single in heißen Schlitten chauffieren. Lieb sind ihm Karabiner und Seil. Und wo sie auch hingeht, findet die Figur ein Repertoire an Treibgut vor: Matratzen, Plastikeimer, Schaumstoffmatten, Holzklötze. Doch bei allen wiederkehrenden Elementen ist die Rolle des schiffbrüchigen Showgirls stets eine neue. Seine Bühne verändert sich ständig, ebenso die Herausforderungen des Spiels und die skulpturalen Gegenstände, mit denen die Figur sich umgibt. In der hochartifiziellen, immer wieder neu zusammengesetzten Welt des Sailors entsteht so eine Dynamik des ewigen Probens, eine Kultur des gekonnten Unfertigen, eine Ästhetik des Anders-und-besser-Scheiterns, die einen unweigerlich an Samuel Beckett denken ließe, wenn sie nicht so herrlich camp wäre.
Text: Catherine Nichols aus „Rette sich, wer will“ Überlegungen zum Werk von Elisabeth Rosenthal Elisabeth Rosenthal studierte bis 2010 an der HfbK Dresden und schloss ihr Studium bei Monika Brandmeier mit dem Diplom und Meisterschülerin ab.
Ausstellung bis 12. März 2022
Elisabeth Rosenthal (*1981 lebt und arbeitet in Berlin)
Rosentals neue Schleifbilder bestehen aus einer pigmentierten Spachtelmasse, die auf Holz aufgetragen wird. Sie werden von Hand geschliffen und auf Hochglanz poliert. In einigen Bildern nimmt sie Bezug auf ihre aktuell nicht existierende modulare Raumarbeit „Zweckform“. Dabei werden eine Hundertschaft Ronden und Dreiecke auf kurze Balkenstücke gelegt. Die Module ergeben je nach Zusammenstellung variable Muster. Sie könnenregalartige Stapel, Flächen und podestartige Wege bilden. In den Bildern arbeitet sie mit einer kleinen Variante dieser Formen, die modellartig dafür stehen wie die Formen benutzt werden können. Bei anderen Bildern wird aus der selbst auferlegten Aufgabe des Reparierens ein schöpferisches Unterfangen. Auch in Rosenthals Zeichnungen ist das Thema der Fürsorge und Bezugnahme zu anderen dreidimensionalen Arbeiten im Raum sichtbar.
Das Thema der Ersatzfindung und des Sammelns von gleichartigen Elementen zeigt sich auch in Elisabeth Rosenthals Sailor-Single-Performance, die sie im Rahmen der Eröffnung aufführen wird.
Die sieben Weltmeere der Nachahmung zu befahren, erweist sich in den Performance-Installationen von Elisabeth Rosenthal als ein gleichermaßen komplexes wie schöpferisches Unterfangen. Ob man nun ihren 2008 an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste eingerichteten Arbeitsplatz oder ihr 2015 für die Kunsthalle HGN, Duderstadt, konzipiertes Archiv in den Blick nimmt: Die Spannung zwischen den in ihrer Arbeit vielzitierten Topoi der Kulturgeschichte und den prozesshaften Momenten des Zufalls, zwischen erprobten Handlungen und formaler Innovation ist deutlich zu spüren. Zwar steht das Sailor-Single ausnahmslos am Steuer. Vorgegeben sind seine pantomimische Mimik und Gestik. Sein zwischen Filmstar und Fetisch schillerndes Kostüm ist fester Bestandteil eines jeden Auftritts. Gern lässt sich das Sailor-Single in heißen Schlitten chauffieren. Lieb sind ihm Karabiner und Seil. Und wo sie auch hingeht, findet die Figur ein Repertoire an Treibgut vor: Matratzen, Plastikeimer, Schaumstoffmatten, Holzklötze. Doch bei allen wiederkehrenden Elementen ist die Rolle des schiffbrüchigen Showgirls stets eine neue. Seine Bühne verändert sich ständig, ebenso die Herausforderungen des Spiels und die skulpturalen Gegenstände, mit denen die Figur sich umgibt. In der hochartifiziellen, immer wieder neu zusammengesetzten Welt des Sailors entsteht so eine Dynamik des ewigen Probens, eine Kultur des gekonnten Unfertigen, eine Ästhetik des Anders-und-besser-Scheiterns, die einen unweigerlich an Samuel Beckett denken ließe, wenn sie nicht so herrlich camp wäre.
Text: Catherine Nichols aus „Rette sich, wer will“ Überlegungen zum Werk von Elisabeth Rosenthal
Elisabeth Rosenthal studierte bis 2010 an der HfbK Dresden und schloss ihr Studium bei Monika Brandmeier mit dem Diplom und Meisterschülerin ab.
Siehe: elisabethrosenthal.wordpress.com