Performance: Christoph Dettmeier „Der amerikanische Freund“
Sonntag, den 20. Mai 2012, um 18 Uhr
Christoph Dettmeier (*1966 in Köln) beschäftigt sich in der Ausstellung „Der amerikanische Freund“ mit Architekturtheorien des Faschismus, insbesondere mit der sogenannten „Ruinenwerttheorie“ Albert Speers.
Dettmeier geht dabei insbesondere auf die geplante Umgestaltung Hamburgs als „Tor zur Welt“ ein. Hitler persönlich initiierte 1938 die Planung zur architektonischen Neugestaltung. Eintreffende Schiffspassagiere sollten einen ersten Eindruck der neuen Größe Deutschlands vermittelt bekommen. So war auf der Höhe von Altona eine riesige Elbbrücke geplant, zudem ein 250 Meter hohes Gauhochhaus vom Architekten Kontsanty Gutschow und weitere „Wolkenkratzer“ zur Elbufergestaltung des Architekten Erich zu Putlitz sollten eine geschlossene und eindrucksvolle Bebauung ergeben. Allerdings sollten sich die „Wolkenkratzer“ der Hansestadt durch die typisch norddeutsche Klinkerziegelverkleidung vom amerikanischen Pendant absetzen.
Um für dieses gigantische Bauvorhaben ausreichend und möglichst günstig Ziegel zu beschaffen, ließ man das KZ Neuengamme bauen. Die umfangreiche Liste der KZ Außenlager im Stadtgebiet zeigt, dass über die Produktion von Ziegeln im Kernlager hinaus, die gesamte Hamburger Industrie vom „Deutschen Kettenwerk“ im Norden bis zu Blohm und Voss im Hafen von der Zwangsarbeit profitiert hat. Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist, in welchem Verhältnis rein ökonomische Interessen zum Antisemitismus und der damit verbundenen Verfolgung und Deportation jüdischer Bürger steht.
Für die Ausstellung „Der amerikanische Freund“ werden vor dem Hintergrund der Ruinenwerttheorie Sandabformungen des Gauhochhaus Modells und der Reihe geplanter Hochhäuser entstehen. Die Negativformen sind den vorliegenden Ansichten der entsprechenden Skizzen und Modelle nachempfunden.
Den Sandplastiken werden Fotografien der Hafen City gegenübergestellt werden, aufgenommen mit einer Voigtländer Voigtar Kamera aus dem Jahre 1938. Die spezifische Ästhetik der Prints hat die Eigenschaft, die Motive trotz ihres erkennbaren aktuellen Bezugs zeitlich schwer greifbar zu machen. Dettmeiers fotografische Arbeiten beschäftigen sich mit sogenannten Un- oder Nichtorten. An diesen Orten tauchen oft temporäre, analoge Architekturen auf – „Behausungen“. Sie sind eine vorübergehende Erscheinung, eine bestimmte Phase in der Entwicklung von der Ruine über temporäre Bauten von einfachen Buden oder Baracken, Zirkuszelten, Aldi-Filialen bis zur Remonumentalisierung. Eine Diashow wird die Skyline des zerbombten Hamburgs in Kombination mit der geplanten Hochbrücke zeigen.
Das Video „Ride ʻEm Jewboy“ wird sich über ein Country Lied mit der NS-Vergangenheit von Hamburg und seinen Orten der Judenverfolgung im Dritten Reich beschäftigen. Der Titel des Videos bezieht sich auf den gleichnamigen Song von Kinky Friedman, der erste jüdische Country-Musiker, der in der US-amerikanischen Country-Musikgeschichte Erfolge in Nashville feierte. Friedmans Lied thematisiert den Holocaust, indem er Motive wie Trauer und den kollektiven Horror in die Allegorie einer Countryballade verpackt. Nach eingehender Auseinandersetzung mit der Geschichte Hamburgs werden historisch belastete Stätten ermittelt. Diese werden dann als Dias abgelichtet und mittels Projektion in den bildnerischen Mittelpunkt des Videos eingefügt. Die Öffentlichkeit der Hansestadt wird einen Großteil der Motive zuordnen können
Performance: Christoph Dettmeier „Der amerikanische Freund“
Sonntag, den 20. Mai 2012, um 18 Uhr
Christoph Dettmeier (*1966 in Köln) beschäftigt sich in der Ausstellung „Der amerikanische Freund“ mit Architekturtheorien des Faschismus, insbesondere mit der sogenannten „Ruinenwerttheorie“ Albert Speers.
Dettmeier geht dabei insbesondere auf die geplante Umgestaltung Hamburgs als „Tor zur Welt“ ein. Hitler persönlich initiierte 1938 die Planung zur architektonischen Neugestaltung. Eintreffende Schiffspassagiere sollten einen ersten Eindruck der neuen Größe Deutschlands vermittelt bekommen. So war auf der Höhe von Altona eine riesige Elbbrücke geplant, zudem ein 250 Meter hohes Gauhochhaus vom Architekten Kontsanty Gutschow und weitere „Wolkenkratzer“ zur Elbufergestaltung des Architekten Erich zu Putlitz sollten eine geschlossene und eindrucksvolle Bebauung ergeben. Allerdings sollten sich die „Wolkenkratzer“ der Hansestadt durch die typisch norddeutsche Klinkerziegelverkleidung vom amerikanischen Pendant absetzen.
Um für dieses gigantische Bauvorhaben ausreichend und möglichst günstig Ziegel zu beschaffen, ließ man das KZ Neuengamme bauen. Die umfangreiche Liste der KZ Außenlager im Stadtgebiet zeigt, dass über die Produktion von Ziegeln im Kernlager hinaus, die gesamte Hamburger Industrie vom „Deutschen Kettenwerk“ im Norden bis zu Blohm und Voss im Hafen von der Zwangsarbeit profitiert hat. Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist, in welchem Verhältnis rein ökonomische Interessen zum Antisemitismus und der damit verbundenen Verfolgung und Deportation jüdischer Bürger steht.
Für die Ausstellung „Der amerikanische Freund“ werden vor dem Hintergrund der Ruinenwerttheorie Sandabformungen des Gauhochhaus Modells und der Reihe geplanter Hochhäuser entstehen. Die Negativformen sind den vorliegenden Ansichten der entsprechenden Skizzen und Modelle nachempfunden.
Den Sandplastiken werden Fotografien der Hafen City gegenübergestellt werden, aufgenommen mit einer Voigtländer Voigtar Kamera aus dem Jahre 1938. Die spezifische Ästhetik der Prints hat die Eigenschaft, die Motive trotz ihres erkennbaren aktuellen Bezugs zeitlich schwer greifbar zu machen. Dettmeiers fotografische Arbeiten beschäftigen sich mit sogenannten Un- oder Nichtorten. An diesen Orten tauchen oft temporäre, analoge Architekturen auf – „Behausungen“. Sie sind eine vorübergehende Erscheinung, eine bestimmte Phase in der Entwicklung von der Ruine über temporäre Bauten von einfachen Buden oder Baracken, Zirkuszelten, Aldi-Filialen bis zur Remonumentalisierung. Eine Diashow wird die Skyline des zerbombten Hamburgs in Kombination mit der geplanten Hochbrücke zeigen.
Das Video „Ride ʻEm Jewboy“ wird sich über ein Country Lied mit der NS-Vergangenheit von Hamburg und seinen Orten der Judenverfolgung im Dritten Reich beschäftigen. Der Titel des Videos bezieht sich auf den gleichnamigen Song von Kinky Friedman, der erste jüdische Country-Musiker, der in der US-amerikanischen Country-Musikgeschichte Erfolge in Nashville feierte. Friedmans Lied thematisiert den Holocaust, indem er Motive wie Trauer und den kollektiven Horror in die Allegorie einer Countryballade verpackt. Nach eingehender Auseinandersetzung mit der Geschichte Hamburgs werden historisch belastete Stätten ermittelt. Diese werden dann als Dias abgelichtet und mittels Projektion in den bildnerischen Mittelpunkt des Videos eingefügt. Die Öffentlichkeit der Hansestadt wird einen Großteil der Motive zuordnen können