Line Wasner (*1977) ist stets auf der Lauer. In ihrer Kunst beschäftigt sie sich mit gefundenem Material, individuellen Spuren und Hinterlassenschaften. Durch Überarbeitung der Fundstücke entstehen zusammen mit Malereien und Zeichnungen unzählige Geschichtsverweise – im Großen und Kleinen. Ihren vielfältigen Arbeiten und Installationen haftet etwas unfertiges, flüchtiges, ja sogar minimalistisches an. Die Auseinandersetzung mit raumspezifischen Strukturen ist wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeitsweise.
Im Oel-Früh Cabinet zeigt die in Berlin lebende Künstlerin die Installation ächz!. Der in Comics geläufige Ausdruck wird eingesetzt, wenn jemand oder etwas vollkommen überlastet ist. Dieser Zustand wird in der Installation auf unterschiedliche Weise verhandelt. Ein Bild auf Leinwand zum Beispiel zeigt eine ölverschmierte Welle. Es ist nach Vorlage eines Pressefotos entstanden, das in Zusammenhang mit der Nachricht über den Untergang des Containerschiffs „Rena“ vor der Neuseeländischen Küste im Okrober 2011 verbreitet wurde. Mehrere Hundert Tonnen Schweröl flossen damals ins Meer, mehr als 2000 Vögel verendeten. Eine alte Markise, im Berliner Wedding ausrangiert, wurde zu einer wuchtigen Säule umfunktioniert. Eine Girlande sieht so aus, als läge die Feierlichkeit, die sie einmal geschmückt hat, sehr weit zurück. Ein kleines Bild zeigt einen Müllplatz am Waldrand.
Die vielseitigen Komponenten der Installation ergeben ein abstraktes Stimmungsbild. Bewusst nutzt Line Wasner Techniken, um einen altertümlichen Effekt zu erzeugen. Farbe wird so eingesetzt, als wäre die Malerei bereits verblichen und vergilbt, als wären die Werke nachlässig und unter schlechten Bedingungen gelagert worden. Als hätten sie bereits eine Vergangenheit. Fake-Patina, Fake-History! Es begegnet einem eine Sorte Schönheit, die ihre Kraft hauptsächlich aus Heruntergekommenheit bezieht. Dieser mag man nie ganz trauen, weil man gleichzeitig vorgeführt bekommt, wie ungerührt sie sich über Inhalte hinwegsetzt. Text: Anna-Carla Brokof
Line Wasner (*1977) ist stets auf der Lauer. In ihrer Kunst beschäftigt sie sich mit gefundenem Material, individuellen Spuren und Hinterlassenschaften. Durch Überarbeitung der Fundstücke entstehen zusammen mit Malereien und Zeichnungen unzählige Geschichtsverweise – im Großen und Kleinen. Ihren vielfältigen Arbeiten und Installationen haftet etwas unfertiges, flüchtiges, ja sogar minimalistisches an. Die Auseinandersetzung mit raumspezifischen Strukturen ist wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeitsweise.
Im Oel-Früh Cabinet zeigt die in Berlin lebende Künstlerin die Installation ächz!. Der in Comics geläufige Ausdruck wird eingesetzt, wenn jemand oder etwas vollkommen überlastet ist. Dieser Zustand wird in der Installation auf unterschiedliche Weise verhandelt. Ein Bild auf Leinwand zum Beispiel zeigt eine ölverschmierte Welle. Es ist nach Vorlage eines Pressefotos entstanden, das in Zusammenhang mit der Nachricht über den Untergang des Containerschiffs „Rena“ vor der Neuseeländischen Küste im Okrober 2011 verbreitet wurde. Mehrere Hundert Tonnen Schweröl flossen damals ins Meer, mehr als 2000 Vögel verendeten. Eine alte Markise, im Berliner Wedding ausrangiert, wurde zu einer wuchtigen Säule umfunktioniert. Eine Girlande sieht so aus, als läge die Feierlichkeit, die sie einmal geschmückt hat, sehr weit zurück. Ein kleines Bild zeigt einen Müllplatz am Waldrand.
Die vielseitigen Komponenten der Installation ergeben ein abstraktes Stimmungsbild. Bewusst nutzt Line Wasner Techniken, um einen altertümlichen Effekt zu erzeugen. Farbe wird so eingesetzt, als wäre die Malerei bereits verblichen und vergilbt, als wären die Werke nachlässig und unter schlechten Bedingungen gelagert worden. Als hätten sie bereits eine Vergangenheit. Fake-Patina, Fake-History! Es begegnet einem eine Sorte Schönheit, die ihre Kraft hauptsächlich aus Heruntergekommenheit bezieht. Dieser mag man nie ganz trauen, weil man gleichzeitig vorgeführt bekommt, wie ungerührt sie sich über Inhalte hinwegsetzt.
Text: Anna-Carla Brokof