Peter Lynen

Der Künstler Peter Lynen (*1971) beschäftigt sich mit der „Rekonstruktion“ von Gegenwart. Er stellt ihr die Vorstellungen der Vergangenheit (Erinnerung, Geschichte, Herkunft, Ursache) und der Zukunft (Hoffnung, Angst, Vision, Entwicklung) gegenüber. In dieser Art „Retro-Futurismus“ entstehen Kunstwerke fiktiven Alters, die eine entschleunigte Wirklichkeit darstellen. Findet das Denken im Kopf statt? Wie kann man das Denken malen? Wie kann man das Nichts erzeugen? In experimentellen Aufbauten untersucht der Künstler psychische Wahrnehmungsphänomene, die sich beim Betrachten der Welt ergeben und in einer spekulativen Anatomie äußern.

Und wie wird aus der Theorie Kunst? – „Schauen und Bauen“. Das Ergebnis sind sowohl Skulpturen, Bilder als auch Möbel, die sich in Installationen verdichten. Im expressiven Umgang mit Material und Farbe entstehen eindringliche, archetypische Kunstproduktionen.

In seinem derzeitigen Projekt “Körperpolitik“ arbeitet Peter Lynen an Gipsbüsten. Im Kern sind sie den klassischen ähnlich, in der Umsetzung jedoch, sind sie keine Beethoven-Superstars, sondern flüchtige, groteske Gestalten, die nicht das Einzigartige, vielmehr das Allgemeingültige im Individuellen, suchen. Zu Dutzenden gegossen, in ihrer Nachbearbeitung individualisiert, bilden sie eine Masse, Assoziationsebenen für sämtliche Situationen von „Menschenansammlungen“. Wer beobachtet wen? Was bedeutet der Mensch und die Kunst im Zeitalter der technischen Schöpfung? Wie hoch ist der Output eines Künstlers? Kann ein Künstler Gott sein – zumindest für seine Schöpfungen? Wenn alle sich ein Ohr abschneiden, ist das Schwarmintelligenz?

Auch in seinen Bildern untersucht der Künstler Wahrnehmungsphänomene. Sie konzentrieren sich auf das Darstellen von Denkprozessen – Neuronen, Krickelkrakel, das Om. Können seine Bilder uns vielleicht Antwort darauf geben, was in den Köpfen der Büsten vorgeht? Findet es selbst heraus!

Text: Anna-Carla Brokof

Website: http://www.peterlynen.de

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