Hannes Uhlenhaut – Be happy, do stuff!

Hannes Uhlenhaut (*1985) kann einem fast ein wenig unheimlich werden. Er ist Künstler durch und durch – weist in seinen noch jungen Jahren ein erstaunliches Repertoire an Werken auf und erläutert seine Kunstproduktionen mit fundierten und aussagekräftigen Theorien zu Kunst und Materialästhetik. Und am Ende sind seine Arbeiten auch noch handwerklich präzise ausgearbeitet und auf den Punkt! Ein Streber könnte man sagen, aber sein Schaffen ist so komplex, einzigartig und humorvoll – „leider“ sympathisch – dass man ihm mit dieser Begrifflichkeit keineswegs gerecht wird. Und dann betreibt er seine Kunst auch noch aus einer vollkommenen unverschämten Selbstverständlichkeit heraus.

Seit nunmehr sieben Jahren arbeitet Hannes Uhlenhaut hauptsächlich mit Porzellan, welches einen materialästhetischen Rahmen setzt, um seine Skulpturen, Reliefs und Installationen. In den letzten Jahren kamen neue Materialien dazu: Stuck, Stuckmarmor, Beton, Kunstfell, Plastik, Holz, Neonröhren bis hin zu ganzen Maschinen und Vitrinen. Das keramische Material bleibt jedoch dominierend und auch die Faszination dafür, was es mit sich bringt. Nämlich zwei kontroverse Eigenschaften: Robustheit versus Fragilität. Seine kleinformatigen Skulpturen erinnern oft an klassische Denkmäler wie Reiterstandbilder oder sakrale Reliefs, aber auch an mythologische Helden, Jagdtrophäen und Comic-Figuren. Am Ende entstehen hybride Wesen, götzenhafte Masken, aufwendig und überhöht inszenierte Gestalten. Zeitgenössische Fiktions-Abbilder – Heroenkult 3.0. (oder schon 4.0?).

Hannes Uhlenhaut hantiert zu gerne mit dem Wechselspiel zwischen Kunst und Betrachter, denn er will, wen wundert’s, dass sich seine Kunst gemerkt wird. Und er hat Geschick dafür. Luxus, Manipulation, Propaganda und Macht – Motive die bei quasi allen als Schlüsselreize funktionieren werden adaptiert und eingearbeitet. Kommunikation als wichtigster Ansatz bringt diese Motive in provisorische Zusammenhänge und schafft im besten Fall Vermittlung. Klassische Bildhauerei also als modernes Kommunikationsmittel.

Aber nicht nur darin ist er gewieft: Denn daneben setzt er sich auch mit aktuellen Kunstthesen auseinander und spielt mit „Abgründen“ des Kunstmarktes. So zum Beispiel seine Arbeit „God Speed No. 1“: Einem Greifautomaten gefüllt mit kleinen Porzellanfiguren, die der Besucher gegen einen kleinen Obolus erspielen kann. Angle ich mir also das geilste Stück für wenig Geld oder zerbricht es durch mein Ungeschick? Der Begriff des Wertes wird hier vielschichtig abgehandelt – künstlerisch, persönlich, materialistisch, kapitalistisch. Das Besondere und Kluge: Die Komplexität kommt ganz leicht daher und ist sogar lustig.

Hannes Uhlenhaut (übrigens studiert an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) ist weitaus mehr als nur bildender Künstler. Er ist, wie viele Künstler unserer Tage, auch Konzeptkünstler. Lesen sie selbst, was er zu sagen hat, denn dem ist nichts weiter hinzuzufügen: „Mich reizen besonders Objekte, denen durch die Geschichte eine besondere Position zugewiesen wurde und die einen expliziten Repräsentations- oder Fetischcharakter aufweisen. Im Zusammenhang mit solchen Repräsentationsobjekten muss immer auch die Frage der Machtbehauptung mitgedacht werden. Darin sehe ich einen weiteren Ansatz meiner Arbeit, der um eine Decodierung und Neuinterpretation solcher Darstellungs- und Machtmuster bemüht ist. Ich begreife meine Arbeiten nicht nur als Skulpturen, sondern vielmehr als Bilder über Skulpturen. Das persönliche und unverkennbare einer Arbeit entsteht nicht genialistisch, sondern immer im Kontext der Zeit und durch Austausch mit der Umwelt.“

Und wie beschreibt er seine Kunst ohne das ganze wichtige Bla-Bla? Mit einem Satz der Künstlerin Susanne Hopmann: BE HAPPY DO STUFF!

Text: Anna-Carla Brokof

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